Sebastian Pape, Aufsichtsratsvorsitzender PPI AG
September 2018
Welche Rolle spielt Kunst in Ihrem Unternehmen – gab es in der Vergangenheit Berührungspunkte?
Wir sind seit einigen Jahren Sponsoren der Frankfurter Kunsthalle Schirn und des Städel Museums. Wir machen dort regelmäßig Veranstaltungen mit unseren Kunden und unsere Mitarbeiter können umsonst in alle Ausstellungen. Dies stößt durchweg auf positive Resonanz.
Sie bespielen seit kurzem Ihre Räume mit wechselnden Ausstellungen. Wie kam es dazu, und welche Erwartungen verknüpfen Sie damit?
Als wir Renovierungsarbeiten in unserer Geschäftsstelle in Hamburg durchführten, entschieden wir uns, auch die Wände der Flure neu zu gestalten und eine Kooperation mit der Galerie Dorothea Schlüter einzugehen. Unser Wunsch war es, einerseits die weißen Wände zu verschönern, andererseits aber auch mit wechselnder Kunst Impulse zu setzen, die uns inspirieren oder auch provozieren können. Ich denke, dass Kunst hier die Möglichkeit hat, die Dinge des Alltags einmal anders zu betrachten, Denkanstöße zu liefern oder vielleicht sogar Dinge anders anzugehen.
Wie reagieren Mitarbeiter und auch Kunden auf die Kunst?
Bisher haben wir sehr positive Rückmeldungen. Die Matineen zu den jeweiligen Ausstellungen waren gut besucht und ein reger Austausch ist darüber entstanden. Viele Mitarbeiter finden die Kunst sehr inspirierend und freuen sich über die abwechselnden Impulse. Mal können sie etwas damit anfangen und mal nicht, aber das Interesse an einer Auseinandersetzung scheint zu bestehen. Auch Kunden, die durch unsere Flure gehen, stellen teilweise Fragen zur aktuellen Ausstellung und kommen darüber mit unseren Mitarbeitern ins Gespräch.
Sie zeigen im Rahmen von add art eine Ausstellung des Künstlers Axel Loytved, insbesondere mit Werken zum Thema Blockchain – als Software-Firma gibt es hier also auch eine inhaltliche Verbindung. Kann Kunst den Blick auf das eigene Tätigkeitsfeld verändern?
Einige Mitarbeiter, die bei uns als Entwickler tätig sind und viel mit Verschlüsselungstechnik arbeiten, fühlten sich durch das Werk von Axel Loytved, welches er speziell für uns entworfen hat, sehr mit dem eigenen Verhalten konfrontiert und es fand daher eine gute Auseinandersetzung statt. Was passiert, wenn ich etwas nicht entschlüsseln kann? Was ist, wenn es sich nicht in Nullen und Einsen ordnen lässt? Vertraue ich etwas, das ich nicht koordinieren kann?
Zwischen den Bereichen Wirtschaft und Kunst gibt es häufig noch Berührungsängste. Können und sollten sich beide Seiten annähern?
Eine Annährung wäre auf einer sich gegenseitig inspirierenden Ebene hilfreich. Der Kunstmarkt scheint ja ansonsten sehr von der Wirtschaftlichkeit durchdrungen. Viele beklagen die Haltung der nur nach Rendite schauenden, als Investoren auftretenden Konsumenten. Andererseits benötigen die KünstlerInnen Gelder, um ihrer Arbeit weiter folgen zu können. Hier scheint ein Dialog von Nöten.
Gibt es in Ihrem beruflichen Alltag Momente, in denen besondere Kreativität oder ein „Querdenken“ gefragt ist? Wovon lassen Sie sich dabei leiten?
Ich denke, dass das Ganze oft ein Prozess ist, in dem man zusammensitzt und gemeinsam auf neue Ideen kommt. Manchmal muss man dabei querdenken, oft aber auch nur forschende Fragen stellen und es ergeben sich neue Wege. Die Gemeinschaft zählt hierbei sehr viel. Wenn alle an einem Strang ziehen und vertrauen haben, kommt man oft gut voran.
Ihre Familie ist sehr kunstaffin – hat Sie das in irgendeiner Form geprägt?
Das Interesse meiner Familie für Kunst bewirkt natürlich, dass man dieser öfters begegnet und dann wohl auch davon geprägt oder inspiriert wird. Aber grundsätzlich denke ich, dass es hier doch stark um die eigene Motivation geht, sich damit zu beschäftigen und in der Kunst etwas zu suchen, was man anderswo weniger findet.
Nehmen Sie sich persönlich hin und wieder Zeit für Kunst und Kultur?
Viel zu selten. Wenn ich es tue, denke ich meistens, wie inspirierend es doch ist, und frage mich, warum ich mir nicht öfters die Zeit dazu nehme. Aber vielleicht geht einem das mit vielen Dingen im Leben so?
Ganz unabhängig von add art: Welcher Künstler oder welches Kunstwerk inspiriert Sie persönlich ganz besonders, und warum?
Lange Zeit fand ich die Werke von Roman Signer sehr inspirierend. Ich empfinde seine Sachen immer als sehr intuitiv und gleichzeitig total durchdacht. Eine erhellende Wirkung ist meist sofort da und man steht nicht wie ein Ochs vorm Berg und weiß nicht weiter. Er hilft einem förmlich voran zu kommen. Seine Arbeit ist meiner Ansicht nach sehr ernst und dabei voller liebevollem Humor.