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Carsten Schwartz

„Es sollte einen inneren Zusammenhang zwischen Unternehmen und präsentierter Kunst geben.“

September 2013

Carsten Schwartz

Geschäftsführender Partner Schwartz & Partner, Hamburg

Kunst im Unternehmen – wie passt das aus Ihrer Sicht zusammen?

Kunst kommt von Können. Die historischen Kunstbegriffe „techne“ (griech.), „ars“ (lat.) und „chunst“ (altdeutsch) bezeichnen alle die Fähigkeit, schwierige Aufgaben zu lösen oder zu bewältigen. In der arbeitsteiligen Welt von heute differenzieren wir zwischen dem „Meister seines Faches“, der routiniert  unternehmerische Funktionen ausübt, und den „schönen Künsten“ als kreativen Prozess, die das Gegengewicht zu aller Routine im Unternehmen bilden. Ausgehend von diesem Kunstverständnis braucht ein Unternehmen nicht die Kunst, um zu funktionieren; die Kunst bereichert jedoch das Unternehmen.

Welchen Stellenwert hat Kunst in Ihrem Unternehmen?

Auf den ersten Blick mögen wenige Gemeinsamkeiten zwischen Kunst auf der einen Seite und der Tätigkeit einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft auf der anderen Seite bestehen. Der funktionale Aspekt unserer Tätigkeit ist auch ohne Kunst denkbar. Die Kunst in unserem Unternehmen verstehe ich jedoch als Quelle der Inspiration und Motivation.

Wie gehen Sie bei der Auswahl von Kunst vor?

Wir haben anfangs einen befreundeten Künstler angesprochen. Die Retrospektive seiner Aquarelle fand eine äußerst positive Resonanz. Dies hat uns bestärkt, mit unserem Konzept der Präsentation von Kunst fortzufahren. Hierbei gehen wir weiterhin selbst auf Künstler zu, werden aber auch immer häufiger von Künstlern selbst angesprochen. Grundsätzlich möchten wir auch gerne jungen, noch eher unbekannten Künstlern die Gelegenheit zur Präsentation ihrer Kunst geben. Die Entscheidung über die Kunst, die wir präsentieren möchten, treffen wir partnerschaftlich.

Kaufen Sie stets etwas an von der ausgestellten Kunst?

Nein, nicht grundsätzlich. Unser Konzept ist, Künstlern einen Raum für die Präsentation ihrer Kunst zur Verfügung zu stellen, hingegen nicht, eine eigene Kunstsammlung aufzubauen. Gleichwohl haben wir privat Werke der ausstellenden Künstler erworben.

Wie reagieren die Mitarbeiter auf die Kunst in Ihrem Unternehmen?

Die Mitarbeiter nehmen die Kunst in ihrem täglichen Arbeitsumfeld im großen Maße wahr. Die ausgestellte Kunst wird – teilweise auch kontrovers – diskutiert. Hierbei zeigen sich unterschiedliche Geschmäcker und ein unterschiedliches Kunstverständnis. Allgemein wird die Kunst jedoch als große Bereicherung des täglichen Arbeitsumfeldes empfunden.

Beeinflusst Ihr Kunstengagement Ihre Kundenbeziehungen in irgendeiner Form?

Die Reaktionen unserer Mandanten sind durchgängig positiv. Hierbei werden die Vernissagen von unseren Mandanten eher als Plattform für Begegnungen und Networking wahrgenommen; die Kunst wirkt hier als Katalysator. Bei Beratungs- und Besprechungsterminen in unserem Hause findet hingegen eine intensivere Beschäftigung mit der ausgestellten Kunst statt. Viele unserer Mandanten nehmen sich dann Zeit, die gesamte Ausstellung zu betrachten und nicht nur die in den Konferenzräumen präsentierte Kunst.

Hat Kunst im Unternehmen wirklich das Zeug dazu, die „Kultur“ eines Unternehmens mitzuprägen?

Kunst hat aus meiner Sicht einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Außenwahrnehmung eines Unternehmens, aber auch auf das „Innenleben“ eines Unternehmens durch die Gestaltung des Arbeitsumfeldes. Aus meiner Sicht ist eine solche Wechselwirkung jedoch nur möglich, wenn es einen „inneren“ Zusammenhang zwischen dem Selbstverständnis des Unternehmens und der im Unternehmen präsentierten Kunst gibt – oder eben den Gegensatz, aus dem dann eine positive Spannung entsteht. Hier vermag Kunst durch Kontroverse neue Denkanstöße auch in einem Unternehmen zu geben.

Was können Unternehmen von Künstlern lernen? Und was können Künstler von Unternehmen lernen?

Ich denke, sowohl Unternehmen als auch Künstler sollten „Könner“ ihres Faches sein. Aber man sollte die Möglichkeit der gegenseitigen Einflussnahme nicht überbewerten.

Wie kamen Sie selbst zur Kunst, wovon lassen Sie sich leiten?

Schon im Kindesalter wurde ich von meinen Eltern in Museen und Ausstellungen mitgenommen und habe Kunstkurse besucht. Das fand ich spannend. Heute ist für mich die Beschäftigung mit Kunst, ob aktiv oder passiv, das Gegenteil von Alltag – Kunst ist für mich das, was der Alltag nicht ist.

Welcher Künstler oder welches Kunstwerk inspiriert Sie persönlich ganz besonders?

Die Kathedrale „Sagrada Familia“ in Barcelona finde ich faszinierend. Der Architekt Antoni Gaudí i Cornet starb 1926, ohne detaillierte Baupläne zu hinterlassen, und die Kathedrale befand sich mitten im Bau. Seine Skizzen und Modelle waren jedoch derart visionär, dass bis heute mehrere Generationen von Architekten, Künstlern und Handwerkern an der Vollendung des Bauwerkes in seinem Sinne gearbeitet haben und noch arbeiten. Mich fasziniert an der „Sagrada Familia“ die bionische Gestaltung von Gaudí, die künstlerische Konkretisierung sowie deren handwerkliche Umsetzung jeweils durch „Meister ihres Faches“.

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