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Christa Block

„Bei uns wird Kunst als Teil des Alltags erlebt.“

September 2013

Christa Block

Galeristin und Sammlerin, Grand Elysée Hamburg

Kunst im Unternehmen – wie passt das aus Ihrer Sicht zusammen?

Mein Mann und ich haben das Grand Elysée für Hamburger und Hamburg-Besucher aus aller Welt gebaut. Hier wollen wir ihnen auch die bildende Kunst Norddeutschlands näher bringen – ohne Schwellenangst und Hürden wie Öffnungszeiten und Eintrittsgelder. Diese kulturelle Ergänzung rundet das Wohlgefühl des Gastes in unserem Privathotel ab, das trotz seiner Größe Wert auf Individualität und persönliche Begegnungen legt. Kunst inspiriert aber auch die Mitarbeiter und schafft einen ansprechenden Arbeitsplatz. Auch ihnen wie den Gästen des Hotels möchten wir die Augen für die Kunst öffnen und Freude damit schaffen.

Die Kunst in Ihrem Hause hat zweierlei Ausprägungen: Die Galerie im Elysée bietet wechselnde Ausstellungen, die Sammlung Block ist im gesamten Hotel als Dauerausstellung präsent. Worin unterscheiden sich beide Konzepte?

Die Galerie im Elysée bietet in fünf Ausstellungen pro Jahr Arbeiten gegenständlich arbeitender Maler aus Norddeutschland zum Kauf an. Die Sammlung Block im Grand Elysée zeigt ebenfalls überwiegend Realismus aus der Metropolregion Hamburgs, ist aber fest im gesamten Hotel installiert und nach Themenschwerpunkten gehängt. Das dient einerseits dem wohnlichen Ambiente des Hauses, andererseits den Künstlern, deren Arbeiten dauerhaft einem internationalen Publikum zugänglich sind. 

Kunst war fester Planungsbestandteil beim Bau des Grand Elysée in den 1980er Jahren. War dies damals unter den Hotels eine Art Alleinstellungsmerkmal?

Über zeitgenössische Kunst im Hotel rümpfte vor 25 Jahren das Feuilleton noch die Nase. Auch wollte längst nicht jeder Künstler seine Arbeiten an einem solchen Ort präsentieren. Inzwischen ist beides kein Thema mehr – Maler wie Medien haben längst Hotels als Orte der Begegnung mit Kunst entdeckt. Eine eigene Galerie mit anspruchsvollem und unverwechselbarem Programm gibt es aber meines Wissens nach bis heute nur im Grand Elysée. In den 80er Jahren entschieden wir uns bewusst für die gegenständliche Malerei, obwohl der Kunstmarkt zu dieser Zeit noch von abstrakten Stilrichtungen dominiert wurde. Die Gäste aber schätzten von Anfang an unsere Ausstellungen und auch unsere ersten Ankäufe für das Hotel – der Siegeszug des Realismus setzte später ja auch bundesweit ein.

Wie reagieren die Mitarbeiter auf die Kunst in Ihrem Hause?

Uns ist sehr an der Schulung der Mitarbeiter gelegen. Und dies nicht nur, um sie zu kompetenten Ansprechpartnern für die Gäste des Hotels, der Veranstaltungen und der Restaurants zu machen, sondern auch um ein Fenster zu einem für viele neuen Erfahrungs- und Lebensbereich zu öffnen. Das Interesse an den Ausstellungen und neuen Ankäufen wächst dadurch spürbar. Wir werden inzwischen direkt darauf angesprochen – wenn es gefällt und auch wenn nicht!

2011 gab es bei Ihnen im Haus ein „Kunst & Küche-Projekt“: Künstler malten das Geschehen in der Küche – bei laufendem Betrieb. Was hielten die Mitarbeiter von dieser Idee, und wie kam das Endergebnis bei ihnen an? 

Unser Haus ist in gewissem Sinne wie eine kleine Stadt – da machen vor allem die Zwischentöne die Musik. Sie ergeben sich aus dem Wechselspiel mit den Gästen und durch unsere Mitarbeiter. Mein Mann und ich schätzen uns glücklich, dass wir deren Einsatz jeden Tag aufs Neue erleben und spüren können. Unsere Mitarbeiter waren begeistert, dass sie bei ihrer täglichen Arbeit gemalt und so auf einzigartige Weise gesehen wurden. 

Wie reagieren Gäste auf die Kunst im Hause?

Im Allgemeinen wird die Kunst als Teil unserer besonderen Erlebniswelt wahrgenommen. Immer wieder werden wir nach den Zimmerbildern gefragt, die Reproduktionen von Arbeiten aus der Sammlung Block zeigen. Aber wir vermitteln auch direkte Kontakte zu den bei uns vorgestellten Künstlern. Das wird als besonderer Service und Luxus wahrgenommen.

Sie bieten regelmäßig Führungen an für verschiedene Interessentengruppen – beispielsweise Schulen oder Hobbymalgruppen. Was macht den Reiz aus, Kunst in Ihrem Hotel zu betrachten gegenüber Kunst im Museum?

Bei den Rundgängen durch die Sammlung Block im Grand Elysée geht es uns auch um die Kunstvermittlung. Die kostenlosen Angebote richten sich an erfahrene Galerie- und Museumsbesucher, aber besonders an Kunst-Laien. Sie dürfen fragen und nahe an das Exponat herangehen, ohne sich als Neuling auf dem Gebiet unwohl zu fühlen. Kunst wird in gewisser Weise als Teil des Alltags erlebt. Das ist wichtig.

Nutzen Sie die Kunst im Hause auch aktiv in der Außendarstellung des Hotels?

Manche Menschen argwöhnen vielleicht, dass alle Aktionen und Aktivitäten rund um die Kunst im Haus nur Marketing-Werk seien. Tatsächlich ist es anders herum: Das Hotel wirbt mit seinen Ausstellungen in der Galerie im Elysée und mit der Sammlung Block im Grand Elysée FÜR die Künstler und Kunst in Norddeutschland. Das ist mir seit 28 Jahren trotz vieler Herausforderungen, die sich aus dem Miteinander von Kulturförderung und Hotelbetrieb ergeben, ein Hauptanliegen.

Welcher Künstler oder welches Kunstwerk inspiriert Sie persönlich ganz besonders?

Mit jedem Exponat verbindet sich eine besondere Erinnerung: die Begegnung mit dem Künstler, der Besuch im Atelier, die geführten Gespräche … Allerdings liegen mir die Auftragsarbeiten besonders nahe. Mit ihnen finde ich meine eigenen Vorstellungen so treffend umgesetzt – bei aller Freiheit, die wir den Künstlern ließen.

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