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Dr. Nikolaus Förster

„Kunst nimmt in den Blick, was andere noch nicht sehen – das verbindet sie mit Unternehmertum.“

September 2015

Dr. Nikolaus Förster

Geschäftsführer impulse Medien, Chefredakteur impulse Magazin

Sie stellen im Rahmen der Veranstaltung „add art“ Werke junger Künstler in Ihren Räumen aus. Gibt es bestimmte Erwartungen, die Sie damit verknüpfen?

Kunst kann, wenn sie gut ist, viel bewegen: Sie kann neue Perspektiven eröffnen. Sie kann verzücken. Oder verstören. Auf jeden Fall löst sie etwas aus. Das erhoffe ich mir auch von der „add art“. Ich freue mich auf jeden Fall auf die beiden Künstlerinnen Daniela Bergschneider und Katrin Graalmann, deren Werke wir im impulse-Verlag, dem denkmalgeschützten Industriehof, ausstellen.

Sie sind ein Unternehmermagazin und beschäftigen sich viel damit, was Unternehmen erfolgreich macht. Gehört auch Kunst dazu? Hat Kunst die Kraft, zu unternehmerischem Erfolg beizutragen?

Ja, ich bin davon überzeugt, dass Kunst Unternehmer inspirieren kann – auch wenn sich dies nicht jedem auf den ersten Blick erschließt. Kunst kann dabei helfen, Realität anders wahrzunehmen. Genau das macht Unternehmertum aus: Unternehmer müssen in der Lage sein weiterzudenken – und das in den Blick zu nehmen, was andere nicht oder noch nicht sehen. Diese Kreativität, diese Freiheit der Gedanken, verbindet Künstler mit Unternehmern. 

Wie schaffen Unternehmen den Spagat, wenn sie sich einerseits langfristig und nachhaltig für Kunst und Kultur engagieren, dass sie andererseits dies aber auch öffentlich vermitteln möchten?

Ist das wirklich ein Spagat? Nein. Ich freue mich, wenn Unternehmer Kultur fördern. Ob sie ihr Engagement auch für eigenes Marketing nutzen, müssen sie selbst entscheiden. Als jemand, der schon länger in Hamburg lebt, schätze ich das Understatement. Aber warum sollte ich jemanden verurteilen, der sich mit seinem Engagement brüstet? Das ist allemal legitim.

Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn Unternehmen sich nur aus Gründen der Imageförderung für Kunst und Kultur engagieren?

Gar nichts ist daran schlimm. Angesichts knapper öffentlicher Mittel sollte die Gesellschaft froh sein, wenn sich Unternehmen – oder einzelne Mäzene – für Kultur engagieren. Viele Projekte wären heute ohne das finanzielle Engagement Einzelner gar nicht mehr denkbar.

Was können Künstler von erfolgreichen Unternehmern lernen?

Viele Künstler kämpfen, weil sie kaum in der Lage sind, sich selbst und ihre Werke gut zu vermarkten. Da könnten sie einiges von erfahrenen Unternehmern lernen.

Welcher Künstler oder welches Kunstwerk inspiriert Sie persönlich ganz besonders?

Im Moment ein Werk des Hamburger Künstlers Rüdiger Knott (http://knottkunst.de). Von meinem Schreibtisch aus schaue ich direkt auf das leuchtende Blau einer abgerissenen Lkw-Ladeklappe an der Wand gegenüber. Ich weiß nicht einmal, wie das Werk heißt, aber das spielt keine Rolle. Etwas Alltägliches und vermeintlich Nicht-Kunsttaugliches aus dem Zusammenhang zu reißen, so wie es Marcel Duchamp Anfang des 20. Jahrhunderts mit seinen Ready-mades getan hat, ist bis heute attraktiv. Es ist ein Kunstgriff, der für einen Aha-Effekt sorgt. „Was ist das denn?“, fragen mich die meisten Besucher. „Hatten Sie einen Unfall?“ Vielleicht ist das ja eine perfekte Frage, die genau das widerspiegelt, was Kunst bewirken kann: jemanden aus seinem Alltag zu reißen. Und für Kommunikation zu sorgen.

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