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Jens Brelle

„Radikale künstlerische Eingriffe fördern die Gelassenheit.“

September 2015

Jens Brelle

Geschäftsführer Art Lawyer

Sie verknüpfen als „Art Lawyer“ Ihre berufliche Ausrichtung auf Kunst-, Design- und Medienrecht mit privatem Kunstinteresse. Ist das für Sie die „perfekte“ Verbindung von Beruflichem mit Privatem?

Nach meiner persönlichen Beobachtung geht es weniger um die Verbindung von Beruflichem und Privatem, sondern vielmehr um die Verbindung von Kunst bzw. Künstlern auf der einen Seite und von mir persönlich als Kunstbetrachter bzw. Kunstsammler auf der anderen Seite.

Auf welchen Gebieten engagieren Sie sich?

Meine Kunstleidenschaft entwickelt sich von „reinen“ Kunstkäufen als Sammler in Galerien bzw. auf Messen nunmehr eher zum Mäzenatentum, Fördern und Sponsoring, Kunstvermittlung und sogar Kuration. Ich bin mit vielen Künstlern befreundet und arbeite mit ihnen auf verschiedenen Ebenen zusammen. Dazu gehören neben eigenen Kunstprojekten auch die Teilnahme an der Add Art, und zum Beispiel die Förderung der P/ART, des Projektes DELTA 15 im ehemaligen Wasserwerk am Falkensteiner Ufer und vieles mehr.

Sie selbst sammeln Kunst – gab es dazu einen bestimmten Anstoß? Welche Kunstrichtungen sammeln Sie?

Ich bin ein Spontankäufer und kaufe am liebsten Kunst von Künstlerinnen und Künstlern, die ich selbst kenne. Damit also ausschließlich „junge“ zeitgenössische Kunst.

Im Jahr 2014 haben Sie mit dem Kunstprojekt „Vandalism change research Entstuckung“ eine künstlerische Intervention in Ihren privaten Räumen durchgeführt. Wie kann man sich das vorstellen?

Das Projekt ist die Verbindung radikaler künstlerischer Eingriffe mit der Neugestaltung des privaten Habitats. „Vandalism“ steht für die unkontrollierte künstlerische Intervention. „Entstuckung“ steht für das Entfernen von diversen „Schichten“ innerhalb der privaten Räume, eine Art von Entkernung. Der Begriff „Entstuckung“ basiert auf einer Architektur-Bewegung seit den 1920er-Jahren, die als „lügnerisch“ empfundenen Gipsstuck-Fassaden und den Stuck aus Innenräumen der Gründerzeit zu entfernen.

Wie kam es dazu?

Die Idee zu dem Projekt entwickelte sich vom „normalen“ reinen Ausstellungsprojekt in den privaten Räumen – zeitlich zufällig – parallel mit eigenen Renovierungsplanungen. Der Arbeitstitel war „Einbruch“ und nahm damit schon das unkontrollierte Element des Projektes auf. Höhepunkt des Projektes war am 30. August 2014 mit der Präsentation der verschiedenen Arbeiten – insbesondere Installationen – der Künstler in radikaler Verbindung mit Elementen des vorgegebenen privaten Habitats. Initiatoren und beteiligte Künstler waren insbesondere Sebastian Kubersky, Christine van Meegen und Lennart Münchenhagen.

Welche Erkenntnisse haben Sie daraus gezogen?

Die fruchtbarste Erkenntnis und Erfahrung ist eine Art „Schocktherapie“. Nämlich die unvorbereitete und plötzlich einsetzende „Behandlung“ mit ungewohnt starken Eingriffen in die Privatsphäre, und zwar nur durch künstlerische Arbeiten. Dies hat zu einer bisher ungekannten Geduld und Gelassenheit geführt in Bezug auf äußere Ereignisse, die selbst nicht direkt beeinflusst werden können. Kunst quasi als „Therapie“. Eine Art von Resilienz, nämlich die Stärkung der psychischen Widerstandsfähigkeit zur Krisenbewältigung.

Was macht eine Zusammenarbeit mit Künstlern für Sie so spannend?

Die persönliche Sympathie und Leidenschaft für die Kunst! 

Welcher Künstler oder welches Kunstwerk inspiriert Sie persönlich ganz besonders?

Wenn ich drei Namen nennen darf: Anik Lazar, Lennart Münchenhagen und Sebastian Kubersky.

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