Magazin>
Richard Winter

„Mit jedem Kunstwerk, das in unsere Räume Einzug erhält, tritt auch eine Veränderung ein.“

September 2018

Richard Winter

Regional Manager Hamburg, JLL Jones Lang LaSalle

Welche Rolle spielt Kunst in Ihrem Unternehmen? Gab es in der Vergangenheit Berührungspunkte?

Berührungspunkte mit Kunst gab es in der Vergangenheit eher wenig. Sport spielte eine stärkere Rolle.

Sie bieten im Rahmen von add art zwei jungen Künstlern eine Plattform. Gibt es bestimmte Erwartungen, die Sie damit verknüpfen?

Weniger eine Erwartung als die Absicht, diese Künstler aktiv in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Mit unserer Beteiligung bei add art können sich die Künstler einem breiteren Publikum öffnen.

Welche Wirkung trauen Sie der Nachwuchskunst in Ihrem Unternehmen zu – auf die Mitarbeiter, aber auch auf Kunden und Gäste in Ihren Räumen?

Das ist schwer zu sagen, aber mit jedem Kunstwerk, das in unsere Räume Einzug erhält, tritt auch eine Veränderung ein. Für Mitarbeiter stellt sich dies meist als Differenz zum Bestehenden dar, was vielleicht als bereichernd, gelegentlich aber auch als störend empfunden wird. Mir persönlich gefällt es besonders, wenn Diskussionen darüber geführt werden. Die Gäste geben zumeist positives Feedback zu einzelnen Werken.

Kann Kunst den Blick auf das eigene Tätigkeitsfeld verändern?

Wenn Kunst den gewohnten Blick auf die Welt verstellt, was beispielsweise bei Richard Serra zum Konzept gehört, ist der Betrachter zum Perspektivwechsel gezwungen und sieht vermeintlich Vertrautes plötzlich verändert. Diese Erfahrung kann auch auf das eigene Tätigkeitsfeld übertragen werden. Die Bereitschaft zum Perspektivwechsel wird durch Kunsterfahrung eher möglich.

Zwischen den Bereichen Wirtschaft und Kunst gibt es häufig noch Berührungsängste. Können und sollten sich beide Seiten annähern?

Bei genauer Betrachtung sind Teile des Kunstbetriebs Wirtschaft in Reinkultur in puncto Kommerzialisierung und Profitmaximierung. Unternehmen wiederum dekorieren ganz gerne ihr Image mit der Kunst. Das Störungsfeld liegt meines Erachtens im Nonkonformen der Kunst an sich. Das ist dann oft ein Wagnis für Unternehmen, sich darauf einzulassen. Es braucht schon eine Offenheit beider Seiten, eine solche Liaison einzugehen.

Gibt es in Ihrem beruflichen Alltag Momente, in denen besondere Kreativität oder ein „Querdenken“ gefragt ist? Wovon lassen Sie sich dabei leiten?

Kreativität ist prinzipiell eine gute Sache. Querdenken braucht aber den geeigneten Moment. Wenn Routinen einen in der Lösung einer Aufgabenstellung nicht weiterbringen, dann kann es helfen, im wahrsten Sinne des Wortes querzudenken, um wie beim Perspektivwechsel neu zu sehen, anders zu denken.

Sie selbst sind sehr kunstaffin, kaufen Kunst. Wie und wo lassen Sie sich für einen Kunstkauf inspirieren?

Mein erstes Bild habe ich mit 23 Jahren als Besucher einer Ausstellung der Kunsthochschul-Absolventen in einer kleinen Galerie über einer Studentenkneipe erworben und sehe es mir noch heute gerne an. Bis heute besuche ich regelmäßig Ausstellungen in Museen und Galerien. Ab und an kaufe ich dann spontan vor Ort oder beim Künstler. Online bisher nicht, wobei die Information im Vorfeld sehr nützlich sein kann.

Inwieweit nehmen Sie sich persönlich hin und wieder Zeit für Kunst und Kultur?

Viel und regelmäßig. Neben der bildenden Kunst gehören regelmäßige Konzertbesuche von Rock bis Klassik zum Freizeitprogramm. Die Elbphilharmonie in Hamburg mit ihrem unglaublich breiten Programmspektrum wie auch die Stadtparkbühne oder Große Freiheit sind Orte, die ich regelmäßig für Aufführungen besuche.

Ganz unabhängig von add art: Welcher Künstler oder welches Kunstwerk inspiriert Sie persönlich ganz besonders, und warum?

Joseph Beuys und Andy Warhol haben mich nachhaltig beeindruckt und beeinflusst. Beide Künstler haben für mich den Kunstbegriff, das Kunstwerk und das künstlerische Denken verändert. Durch sie wurden die Grenzen der Kunst von der reinen Bildbetrachtung verlagert in unser alltägliches Leben. Warhol sah in seiner Reflektion von Konsumgesellschaft und Medienpräsenz das Reality-TV voraus mit „Superstars“ und 15-Minuten-Berühmtheit. Beuys schaffte es, uns mit seinem Konzept der „sozialen Plastik“ als Individuum in die künstlerische Veränderung der Gesellschaft einzubeziehen.

Zu meinen Lieblingsbildern zählt das Bild „Hauptweg und Nebenwege“ von Paul Klee. Seit 30 Jahren hängt es als Postkarte an meinem Bett. Es sagt mir bis heute, dass der vermeintliche Hauptweg gelegentlich auch der „Holzweg“ sein kann und abbiegen vielleicht eine Lösung ist.

Weitere Beiträge aus unserem Magazin

Newsletter

Melden Sie sich für den add art Newsletter an und erhalten Sie regelmäßig Informationen zu unseren Veranstaltungen!

Cookie-Einstellungen

Bitte wählen Sie aus, welchen Cookie-Kategorien Sie zustimmen möchten.