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Ruth Sachse

„Die Erwartungen von Unternehmen an die Kunst sind offener als erwartet.“

Oktober 2014

Ruth Sachse

Galeristin

Wie unterscheidet sich die Vermittlung von zeitgenössischer Kunst an Unternehmen von der Vermittlung an Privatpersonen?

In der Regel hat man beim Unternehmen mit mehreren Interessenten gleichzeitig zu tun. Die Chance für Beratung ist größer, als bei der Vermittlung an private Interessenten, die oft bereits feste Vorstellungen mitbringen. Unternehmen und die sie vertretenden Führungskräfte sind offener, da sie eine Verbesserung des Firmenauftrittes erzielen wollen. In der Regel geht es dann um ein Gesamtkonzept mit Strahlkraft.

Welche Unternehmen sind geeignet? Und wie kommen Sie an diese Kunden heran?

Großes Interesse haben Unternehmen mit Publikumsverkehr und Außenkommunikation. Die Galerie Ruth Sachse arbeitet und berät in diesem Feld seit 20 Jahren. Das spricht sich bei den entsprechenden Unternehmen herum. Da werden wir schon mal direkt gefragt.

Wie läuft der Prozess üblicherweise ab, wenn Unternehmen Kunst kaufen: Haben die meisten Unternehmen feste Vorstellungen oder ein Konzept, was sie für ihre Firma sammeln wollen?

Die Erwartungen sind offener als vermutet. Ein Konzept sollte aber anknüpfen an bestehende Vorstellungen und durch Vermittlung wachsen. Oft ist es überraschend, wie frisch dann Unternehmensräume daher kommen können. Der Auftraggeber ist häufig sehr angeregt durch die Diskussionen und Kommunikationsbreite auch mit den Besuchern und Mitarbeitern.

Vermitteln Sie nur Künstler in Unternehmen, die Sie in Ihrer Galerie vertreten, oder ziehen Sie dafür auch andere in Betracht?

Das ist verschieden in den unterschiedlichen Projekten, die flexible Herangehensweisen erfordern. Bisweilen können die Künstler der Galerie ein neues Konzept komplett realisieren. Wenn es Bereiche gibt, die von weiteren Künstlern besser erfüllt werden können, spreche ich diese an.

Wie beeinflussen Firmenkäufe den Preis eines Künstlers?

Der Preisentwicklung abträglich ist der nachweisliche Kauf und die öffentliche Sichtbarkeit der Werke eines Künstlers ganz sicher nicht. Bisweilen liegt noch eine andere Chance in ihrer Präsenz. Für sogenannte „Firmenausstattungen“ entwickeln wir Editionen, die manchmal besser ins Budget passen als große Unikate. Das macht jungen Sammlern Mut.

Wie beständig ist die Kunst im Unternehmen nach Ihren Erfahrungen – bleibt sie dort lange hängen, gibt es häufig Weiterverkäufe oder spekulieren manche Unternehmer gar von vornherein auf Wertsteigerung?

Ganz sicher möchte jedes Unternehmen eine werthaltige Sammlung anlegen. Die von uns betreuten Projekte bestehen bis heute. Nur vereinzelt wurden Arbeiten aus den bestehenden Sammlungen verkauft. Das hatte dann meist bauliche Gründe. Wir produzieren begleitend auch Kataloge für die Unternehmen. Der eine oder andere ist in der 3. Und 4. Auflage.

Ist Hamburg für diese Spielart der Galeriearbeit ein guter Standort? Können Sie ein Beispiel aus Ihrer Arbeit nennen?

Hamburg ist ein überaus guter Standort für unsere Arbeit. Viele gute Künstler arbeiten hier. Unternehmen, die erfolgreich sein wollen und ein hilfreiches Potenzial in der Kunst sehen, starten und bewegen sich vor Ort. Zudem erleichtert eine gute Anbindung an die Welt einiges! Wir haben in Hamburg jährlich einige Projekte – kleine und große – realisiert. Am sichtbarsten ist die Sammlung im Le Royal Méridien an der Alster. Sie zeigt einen guten Ausschnitt der Kunst um 2000 mit Hamburgbezug. Bis heute können dort Führungen gebucht werden.

Macht das Spaß oder vor allem sehr, sehr viel Arbeit?

Es macht ungeheuer viel Spaß, in ein neues Projekt zu gehen, Ideen zu vermitteln, ihre Umsetzbarkeit zu prüfen, sie durchzusetzen und es macht sehr viel Arbeit, ein Projekt durchzuführen.

Interview: Angela Holzhauer

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