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Holger Markewitz-Peters

„Gerade in eher unsteten Zeiten ist Kreativität eine der wertvollsten Ressourcen.“

Oktober 2022

Holger Markewitz-Peters

Mitbegründer und Geschäftsführer giraffentoast design

Kunst und Kultur sind zentrale Themen Eurer Agentur. Wie kam es zu dieser Ausrichtung?

Wir haben giraffentoast direkt nach dem Studium von einer Kunstakademie gegründet, wo interdisziplinäres Arbeiten zum Grundverständnis des Designberufs gehörte. Über die Jahre hat sich dann herausgestellt, dass wir gerne für Menschen und Projekte arbeiten, deren Visionen und Ziele wir mit unserer Arbeit tatsächlich teilen und unterstützen wollen. Das sind dann weitestgehend Kunst- und Kulturkunden, aber auch Projekte aus anderen Bereichen. Es macht viel Freude für Menschen zu arbeiten, die Kunst ausstellen, Konzerte geben, alles auf der Bühne geben oder Raum für inhaltlichen Austausch schaffen und damit gesellschaftliches Leben positiv verändern wollen.

Ihr begleitet Kulturinstitutionen wie das Museum K 20/21 in Düsseldorf bei der Entwicklung digitaler Angebote und interaktiver Inhalte. Inwieweit ist es für die Mitarbeiter/-innen wichtig, sich mit Kunst auszukennen, um ein Museum zu beraten?

Ein natürliches Interesse an Kunst und Kunstgeschichte ist natürlich unabdingbar, und gleichzeitig hilft der Blick von außen, zu schauen wie Kunst auch im digitalen Raum funktionieren kann, welchen Einfluss dieses Medium hat und was Originale und Sammlungen heute bedeuten. Es geht also nicht nur um gutes Kunstverständnis, sondern vor allen Dingen um die Verbindung der Museen mit dem Publikum und neuen Technologien.

Die Agentur hat eine eigene Galerie gegründet. Welche Gründe führten dazu?

Eine Galerie ist eine großartige Möglichkeit, sich kreative Menschen mit inspirierenden Sichtweisen direkt ins Haus zu holen. Kultur und Kreativität lebt durch den direkten Dialog, und daran sind wir nach der Erfahrung der Pandemie besonders interessiert – gerade bei Künstler/-innen, die für ihre Arbeit brennen. Auch wenn es zusätzliche Arbeit bedeutet, haben wir einfach Lust auf diese Erfahrung.

Gibt es eine Wechselwirkung zwischen Galerie und Agentur? Eine gegenseitige Befruchtung und Bereicherung?

Ja, natürlich. Eine Galerie oder ein Veranstaltungsort bringt Inspiration frei Haus. Als Agentur kommen wir mit den Künstler/-innen und Gästen einfach und ungezwungen ins Gespräch und können so unser Netzwerk erweitern. Die Galerie bietet eine Spielwiese für kreativen Output. Es ist zum Beispiel sehr spannend, die Ateliers der Künstler/-innen zu besuchen, sie zu filmen und zu interviewen und damit an die Öffentlichkeit zu gehen.

Bei Euren Projekten sind künstlerisch-kreative Leistungen gefragt. Wie erhält und fördert man die Kreativität der Mitarbeitenden?

Wir bestärken uns gegenseitig darin, nicht zu bequem zu werden, sondern mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und auch persönliche Themen und Projekte mit in die Agentur zu bringen. Giraffentoast ist kein Businessmodell, sondern eine organisch gewachsene Agentur, die über die Jahre eine eigene Haltung entwickelt hat. Nach Möglichkeit besuchen wir natürlich auch die Veranstaltungen und Angebote unserer Kunden. Zuletzt waren wir mit der ganzen Agentur beim Internationalen Straßentheater-Festival tête-à-tête, um Theater im öffentlichen Raum zu erleben. Ideen findet man überall, auch abseits des Schreibtisches.

Wie kann man sich den kreativen Arbeitsprozess bei Euch vorstellen?

Wir hören erstmal genau zu, was unsere Kunden eigentlich wollen und beraten sie dann entsprechend. Danach folgt eine maßgeschneiderte Umsetzung. Das geht von ersten Skizzen als „Gedanken-Ping-Pong“ bis zum komplexen Endprodukt eines Internetauftritts wie für das Konzerthaus-Dortmund oder Motion Design für die Elbphilharmonie. Im Laufe der 20 Jahre giraffentoast haben wir festgestellt, dass es am wichtigsten ist, die richtige Idee zu finden, bevor man losläuft.

Einmal übergeordnet betrachtet: Braucht Wirtschaft mehr künstlerische, kreative Einflüsse, gerade in Zeiten wie diesen?

Immer! Wirtschaft hat sich zwar schon immer „Künstler gegönnt“, aber es geht um viel mehr. Gerade in diesen eher „unsteten“ Zeiten braucht es neue Impulse und Sichtweisen. Der Klimawandel zwingt uns, umzudenken – ob wir wollen oder nicht. Bequemlichkeit wird uns hierbei nicht helfen. Daher ist Kreativität eine der wertvollsten Ressourcen der Gegenwart.

Welcher Künstler oder welches Kunstwerk inspiriert Sie persönlich ganz besonders, und warum?

Die John Cage Orgel Halberstadt mit der Aufführung „ORGAN²/ASLSP“. Dieses beeindruckende Kunstwerk ist auf 639 Jahre ausgelegt. Klassisches „Cathedral Thinking“ – Quartalszahlen oder kurzfristige Erfolgsstrategien haben hier keinerlei Bedeutung. In diesen Zeiten langfristig und nachhaltig zu denken und zu handeln ist wichtiger denn je!

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