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Tabea Martin

„Ich suche mit der Form eine Antwort auf die Absurditäten, denen ich im Leben begegne.“

Dezember 2022

Tabea Martin

Künstlerin, Preisträgerin des Jurypreises des add art Award für Nachwuchskunst 2022

Was bedeutet der add art Jurypreis für Dich?

Der Jurypreis bedeutet für mich vor allem eine Wertschätzung und Anerkennung meiner Arbeit, die ich bisher nur im Studien-Kontext gezeigt habe. Ich freue mich sehr, dass meine Bilder von der add art Jury ausgewählt wurden und habe dadurch einen großen Motivationsschub bekommen.

Wofür planst Du das Förderpreisgeld einzusetzen?  

Das Fördergeld werde ich zum großen Teil für Materialien einsetzen. Die Farbpreise sprengen oft mein Budget. Außerdem spare ich für einen Atelierplatz und werde einen Teil der Förderung sicher auch für dessen Finanzierung nutzen.

Woher beziehst Du im Allgemeinen Deine Inspiration?

Meine Inspiration finde ich vor allem im alltäglichen Leben. Wenn ich unterwegs bin, prasseln so viele Eindrücke auf mich ein, die immer genug Stoff für neue Bilder liefern. Oft schaue ich mir auch Bildbände von meinen Lieblingskünstler/-innen an oder besuche Ausstellungen. Dann stellt sich das Gefühl von „das will ich auch ausprobieren“ ein.

Bist Du experimentierfreudig?

Mit den Materialien bin ich nicht besonders experimentierfreudig. Ich bevorzuge Leinwand und Acrylfarbe. Aber ich schlage thematisch gerne verschiedene Wege ein. Auch während des Malens nehme ich gerne mal Umwege und schaue, wo sie mich hinführen.

Wie gestaltet sich Dein Weg zum Gelingen einer Arbeit?

Eine konkrete Vorlage habe ich nie. Meistens starte ich ein Bild mit einer Idee, dann mit einer Skizze und einer ungefähren Vorstellung. Doch sobald ich mit dem Malen beginne, muss ich mich den Gesetzen des Bildes fügen. Da gehört viel Herumprobieren dazu, bis ich herausfinde, wo welche Farbe am besten wirkt und welches Kompositionselement fehlt oder überflüssig ist. Mir gefällt der Zustand gut, in dem ich das Gefühl habe, mit dem Bild zu kämpfen, und mir nicht alles locker von der Hand geht.

Welches Verhältnis hast Du zum Scheitern? Ist es vielleicht sogar wichtig, dass Dinge schiefgehen, bevor man weiterkommt?

Das Scheitern gehört für mich auf jeden Fall dazu. Viele Flächen übermale ich mehrmals, bis ich zufrieden bin. Mir ist es noch nie passiert, dass ich von Anfang an alles genauso gemalt habe, wie ich es am Schluss haben wollte. Oft kommt auch der Punkt, an dem ich eine Stelle übermalen muss, die mir eigentlich ganz gut gefällt, um dem Rest des Bildes gerecht zu werden. Ganz selten übermale ich das ganze Bild und fange nochmals von vorne an.

Wie geht es Dir, wenn eine Arbeit abgeschlossen ist?

Meistens muss ich das Bild für einige Wochen wegstellen, bevor es sich fertig anfühlt. Die Versuchung, immer weiter zu tüfteln ist groß. Aber mit etwas Abstand betrachtet freue ich mich meistens, dass ich den richtigen Moment zum Absprung erwischt habe.

Wie geht es Dir, wenn eine Arbeit verkauft wird?

Das ist ein sehr schönes Gefühl. Ich freue mich immer, wenn meine Bilder ein neues Zuhause finden.

Woran arbeitest Du zurzeit, gibt es ein zentrales Thema, das Dich beschäftigt?

Im Moment arbeite ich an Szenen, die einen sehr starken Eindruck hinterlassen haben. Dabei geht es um Beziehungen und Körperlichkeit, darum, mit der Form eine Antwort auf die Absurditäten zu suchen, denen ich im Leben begegne. Die Rätselhaftigkeit des Alltäglichen ist ein Thema, das mich sicher noch lange beschäftigen wird.

Von welchem Vorhaben träumst Du? Was würdest Du verwirklichen, wenn Geld und Zeit keine Rolle spielen würden?

Jeden Tag zu malen und davon gut leben zu können, das würde mich sehr glücklich machen. Außerdem träume ich von einem schönen Atelierplatz, wo ich gemeinsam mit anderen Künstler-/innen arbeiten kann. Am liebsten wäre mir ein ganzes Haus, dann gäbe es auch Platz, um alte Druckmaschinen hinzustellen und Lithographien zu drucken, eine Holzwerkstatt einzurichten, zu töpfern, Plastiken anzufertigen, Musik zu machen...

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