„Manchmal ist Querdenken die einzige vernünftige Richtung.“
Oktober 2017
Tilo Maria Pfefferkorn
Inhaber ecos office center Hamburg
Welche Rolle spielt Kunst in Ihrem Unternehmen?
Kunst spielt für mich persönlich und in meinem Unternehmen immer eine sehr gewichtige Rolle. Wobei das eine mit dem anderen sehr stark verknüpft ist. Da ich genauso wenig sagen könnte, wo Kunst anfängt und wo sie aufhört, könnte ich auch nicht sagen, wo Arbeit anfängt und wo sie aufhört. Beides sind wichtige Bestandteile in meinem Leben, die ich nicht missen möchte. Dies erklärt auch, warum wir immer wieder Künstler eingeladen haben in unseren Räumen auszustellen. Die Veränderung der Räume war oft frappierend.
Als Business Center gilt es für Sie, gegenüber Ihren Kunden einerseits ein harmonisches Ambiente zu schaffen, andererseits aber auch den einen oder anderen ästhetischen wie auch gedanklichen Impuls zu geben. Ist dies ein Widerspruch für Sie?
Das ist kein Widerspruch, das ist eine Ergänzung. Wir sind ein Business Center, und selbstverständlich geht es für meine Kunden und auch für mein Unternehmen auch um Zahlen und Fakten. Dies darf aber nicht den Blick für andere Dinge verstellen. Ich kann ein Budget schreiben und mich trotzdem über ein Bild an der Wand freuen. Und das ist auch gut so. Menschen mit einem „Tunnel-Blick“ haben es schwer, egal in welche Richtung sie schauen.
Mitarbeiter sind ein kostbares Gut – gerade bei einer Dienstleistung wie einem Büroservice. Wie sieht bei Ihnen die Personalentwicklung aus – und spielen dabei auch Impulse aus anderen Disziplinen eine Rolle?
Mitarbeiter sind nicht ein kostbares Gut, Mitarbeiter sind das kostbarste Gut in der Dienstleistung. Weil wir dieses Wissen verinnerlicht haben, arbeiten wir seit vielen Jahren sehr intensiv mit John Strelecky & Friends zusammen. Die Zusammenarbeit basiert auf den verschiedenen und weltweit erfolgreichen Büchern von John Strelecky. Er vermittelt dabei keine Dogmen, sondern es geht um persönliche Individualität und Entfaltung. Was willst Du wirklich in Deinem Leben erreichen und erleben? Erst wenn sich ein potentieller Mitarbeiter mit dieser Frage beschäftigt hat, kann er die Entscheidung treffen, ob er bei uns arbeiten möchte. Und auch nur dann, wenn wir davon überzeugt sind, ihn in seinem Tun, bei seinen Zielen zu unterstützen, ist die Zusammenarbeit für beide Partner sinnvoll.
Sie bieten im Rahmen der Veranstaltung add art jungen Künstlern eine Plattform. Gibt es bestimmte Erwartungen, die Sie damit verknüpfen?
Wir haben sehr hohe Erwartungen an die Veranstaltung. Wir sind auf unsere beiden Künstler, Julius Bernstein und Bofeng Lin, sehr stolz. Ich glaube, wir haben zwei Ausnahmetalente gefunden, die mit ihrer Kunst zum ersten Mal an eine größere Öffentlichkeit treten. Bereits bei der Auswahl, die wir in einem Dreier-Team getroffen haben, waren wir uns alle sehr schnell einig, dass es die beiden sein müssen. Immerhin war die Auswahl bei 70 begabten jungen Künstlern sehr groß. Und ja, es geht auch um unser Geschäft, natürlich wollen wir auch etwas Gutes für unsere Kunden tun, aber eben nicht mit dem „Dollar-Zeichen“ in den Augen, sondern mit Kunst, Herz und Begeisterung.
Was trauen Sie der Nachwuchskunst für eine Wirkung in Ihrem Unternehmen zu – auf Mitarbeiter, aber auch auf Kunden?
Ich traue den Künstlern alles zu! Aber am meisten hoffe ich, dass der Funke der Begeisterung auf Kunden, Gäste und auch auf die Mitarbeiter überspringt.
Zwischen den beiden Bereichen Wirtschaft und Kunst gibt es häufig noch Berührungsängste. Ist das aus Ihrer Sicht gerechtfertigt?
Es sind, aus meiner Sicht, nicht zwei „Sphären“ die da aufeinander treffen, sondern zwei kreative Prozesse, die es gilt zu verbinden. Um am Ende etwas Besseres in beiden Prozessen zu erhalten.
Gibt es in Ihrem beruflichen Alltag Momente, in denen besondere Kreativität oder ein „Querdenken“ gefragt ist? Wovon lassen Sie sich dabei leiten?
Sie haben gerade in kurzen Worten meinen Arbeitsalltag beschrieben. Die Zusammenarbeit mit Gründern, Selbständigen und kreativen Menschen und Unternehmen erfordert immer ein gerütteltes Maß an Kreativität. Da ist „Querdenken“ manchmal die einzige „vernünftige“ Richtung. Leiten lasse ich mich dabei immer von den Wünschen meiner Kunden, dem Zweck meines Unternehmens und den Mitarbeitern.
Nehmen Sie sich persönlich hin und wieder Zeit für Kunst und Kultur?
Dass unser Unternehmen direkt gegenüber der Hamburger Kunsthalle liegt, ist ein Umstand, den ich seit vielen Jahren sehr begrüße. Ich war immer ein großer Fan der Kunsthalle, bin aber nach der Fertigstellung des Umbaus ein noch größerer geworden. Die Werke präsentieren sich im wahrsten Sinne des Wortes in anderem Licht, und ich liebe die Räumlichkeiten. Speziell die „Galerie der Gegenwart“ reizt mich immer wieder, allein durch die kompromisslose Architektur.
Welcher Künstler oder welches Kunstwerk inspiriert Sie persönlich ganz besonders?
Da habe ich sofort ein Bild im Kopf, als ich als 18-jähriger im British Museum in London war und vor meinem ersten Bild von William Turner stand. Dies war ein Augenblick, der mir noch heute Gänsehaut bereitet. Die Begeisterung für William Turner hat auch nach über 40 Jahren nichts von seiner Faszination verloren.
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